Tageslosung
Ich habe dich bereitet, dass du mein Knecht seist. Israel, ich vergesse dich nicht!
Jesaja 44,21
Werft euer Vertrauen nicht weg, welches eine große Belohnung hat.
Hebräer 10,35
Ab und zu ist dieses Gefühl schon da, wenn ich in der Stadt bin, wenn ich das eine oder andere Geschäft aufsuche, und wenn ich dabei auf die anderen Leute achte. Dies Gefühl von Fremde, manchmal sogar mit einem Anflug von Feindseligkeit, der Eindruck für mich, da nicht so erwünscht zu sein, fast ist schon Heimatlosigkeit zu spüren. Und ich bemerke weiter an mir, dass ich dann froh bin, mich sogar freue, ins Auto steigen zu können, um in meine geschützten vier Wände zurückzukehren.
Wenn nur ich diese Eindrücke habe, na ja. Aber ich glaube und befürchte, damit bin ich nicht allein, im Gegenteil. Solch ein „Klima“ tut nicht gut, mir nicht und allen anderen auch nicht. Da bin ich dann ganz froh, nicht vergessen zu sein und immer noch Grund zum Vertrauen zu haben, Gott sei Dank, siehe oben.
Schließlich weiß ich immer weniger, wem ich in dieser Krise vertrauen kann oder soll. Nur ein Beispiel:
Da schauen wir vorgestern eine Nachrichtensendung des österreichischen Fernsehens. Ja, man sollte diesem Land auch mit etwas Vorsicht begegnen, nicht nur wegen des Herrn aus Braunau am Inn, der Verdrängung der eigenen braunen Vergangenheit in Österreich und auch wegen des Rechtsrucks zur Zeit. Man könnte auch skeptisch sein über die Art, wie in Ischgl mit dem Virus umgegangen wurde und auch darüber, dass jetzt plötzlich das Land wieder für den Tourismus geöffnet werden kann oder soll. Aber das alles kann ja mit finanziellen Interesse nichts zu tun haben, die meinen es bestimmt nur gut mit uns, als Einladung, sich in einem gesunden Land zu erholen.
Bei der Nachrichtensendung war ich stehengeblieben, denn es ist trotzdem gar nicht so schlecht, mal eine andere Art von Berichterstattung zu sehen, zumal dann, wenn man die strengen, wissenden und etwas arroganten Blicke der deutschen Moderatorinnen und Moderatoren nicht mehr so gut haben kann. Aber, jetzt endlich am Ziel der Einleitung, in dieser Sendung fiel der Satz: „Das Gegenteil von Freiheit heißt Gesundheit.“
Ich habe 2 Tage drauf rumgekaut, bis mir klar war, warum mir dieser Satz oder Vergleich nicht geschmeckt hat. Weil er Freiheit gleichsetzt nicht nur mit absoluter Bewegungsfreiheit, sondern, gerade in dieser Zeit, mit ungezügeltem Shoppen, mit Feiern und Festen im größeren Kreise, mit Urlaub und entsprechenden (Flug-) Reisen usw. usw..
Das ist nicht Freiheit, und das ist auch nicht die „Freiheit, die ich meine.“ Ein Zitat, der Titel eines Liedes. Und bevor sich jetzt jemand über den für heutige Ohren etwas kitschigen Text lustig macht, sollte man nicht vergessen, dass der Text von 1813 ist. Da klang das ganz anders. (Heute bald auch wieder? Hoffentlich nicht.) Der vollständige Text findet sich unten.
Aber gleich noch ein paar weitere Zitate:
„Ein Christenmensch ist ein freier Herr über alle Dinge und niemandem untertan.
Ein Christenmensch ist ein dienstbarer Knecht aller Dinge und jedermann untertan.“ (Martin Luther)
„Solange wir die Freiheit haben zu träumen, träumen wir davon, die Freiheit zu haben.“ (Mauerinschrift aus Göttingen von 1968)
„Freedom is just another word for nothing left to loose.“ (Kris Kristofferson: Freiheit ist ein anderes Wort dafür, nichts zu verlieren zu haben.)
„Die Gedanken sind frei.“ Volkslied.
„Die Freiheit ist ein wundersames Tier,
und manche Menschen haben Angst vor ihr.“ (aus dem Lied „Die Freiheit“ von Georg Danzer, kompletter Text ebenfalls unten.)
Da ist oder da geht es um Freiheit, die wirklich wichtig ist und für die sich zu kämpfen lohnt. Aber das hat mit Gesundheit wenig zu tun, siehe TV-Zitat oben. Da ging es doch wohl eher um Einschränkungen oder Rücksichtnahme.
Eine kleine Bemerkung zum Schluss, zum Thema Freiheit und Worte und Begriffe in diesem Zusammenhang. Nachdenken und Geschichtswissen schaden da nicht, so wie bei dem Lied von 1813.
Ich erinnere mich noch, wie wir Anfang der 80er Jahre auf dem Campingplatz in Frankreich leicht skeptisch angeschaut wurden, wenn wir unsere nachgeschickte Zeitung abholten. DER PATRIOT. Und das noch in den immer noch üblichen Lettern. Der Titel stammt von 1848.
Aus der Zeit stammen auch die Farben „Schwarz-Rot-Gold“, da sollte man auch wissen, warum. Ich empfehle in diesem Zusammenhang einen Besuch in der Pfalz (siehe Bilder) im Hambacher Schloss, womit wir wieder bei der Freiheit wären.
Freiheit, die ich meine (Max von Schenkendorf)
1. Freiheit, die ich meine,
die mein Herz erfüllt,
komm mit deinem Scheine,
süßes Engelsbild!
Magst du nie dich zeigen
der bedrängten Welt?
|: führest deinen Reigen
nur am Sternenzelt? 😐
2. Auch bei grünen Bäumen
in dem lust´gen Wald,
unter Blütenträumen
ist dein Aufenthalt.
Ach! das ist ein Leben,
wenn es weht und klingt,
|: wenn ein stilles Weben
wonnig uns durchdringt. 😐
3. Wenn die Blätter rauschen
Süßen Freudengruß,
wenn wir Blicke tauschen,
Liebeswort und Kuss.
Aber immer wieder
nimmt das Herz den Lauf,
|: auf der Himmelsleiter
steigt die Sehnsucht auf. 😐
4. Aus den stillen Kreisen
kommt mein Hirtenkind,
will der Welt beweisen,
was es denkt und minnt.
Blüht ihm doch ein Garten,
reift ihm doch ein Feld
|: auch in jeder harten
steinerbauten Welt.
5. Wo sich Gottes Flamme
in ein Herz gesenkt,
das am alten Stamme
treu und liebend hängt;
wo sich Männer finden,
die für Ehr‘ und Recht
|: mutig sich verbinden,
weilt ein frei Geschlecht. 😐
6. Hinter dunklen Wällen,
hinter eh´rnem Tor
kann das Herz noch schwellen
zu dem Licht empor.
Für die Kirchenhallen,
für der Väter Gruft,
|: für die Liebsten fallen,
wenn die Freiheit ruft. 😐
7. Das ist rechtes Glühen
frisch und rosenrot:
Heldenwangen blühen
schöner auf im Tod.
Wolltest du uns lenken
Gottes Lieb‘ und Lust,
|: wolltest gern dich senken
in die deutsche Brust! 😐
8. Freiheit, die ich meine,
die mein Herz erfüllt,
komm mit deinem Scheine
süßes Engelsbild!
Freiheit, holdes Wesen,
gläubig, kühn und zart,
|: hast ja lang erlesen
dir die deutsche Art. 😐
Die Freiheit (Georg Danzer)
Vor ein paar Tagen ging ich in den Zoo
Die Sonne schien, mir war ums Herz so froh
Vor einem Käfig sah ich Leute stehn
Da ging ich hin, um mir das näher anzusehn
(Da ging ich hin, um mir das näher anzusehn)
Nicht Füttern stand auf einem großen Schild
Und bitte auch nicht reizen, da sehr wild
Erwachsene und Kinder schauten dumm
Und nur ein Wärter schaute grimmig und sehr stumm
(Und nur ein Wärter schaute grimmig und sehr stumm)
Ich fragte ihn, wie heißt denn dieses Tier?
Das ist die Freiheit, sagte er zu mir
Die gibt es jetzt so selten auf der Welt
Drum wird sie hier für wenig Geld zur Schau gestellt
(Drum wird sie hier für wenig Geld zur Schau gestellt)
Ich schaute und ich sagte, lieber Herr
Ich sehe nichts, der Käfig ist doch leer
Das ist ja gerade, sagte er, der Gag
Man sperrt sie ein und augenblicklich ist sie weg
(Man sperrt sie ein und augenblicklich ist sie weg)
Die Freiheit ist ein wundersames Tier
Und manche Menschen haben Angst vor ihr
Doch hinter Gitterstäben geht sie ein
Denn nur in Freiheit kann die Freiheit Freiheit sein.
Denn nur in Freiheit kann die Freiheit Freiheit sein…