24. Mai 2020

Tageslosung

Bei dir ist die Vergebung, dass man dich fürchte.

Psalm 130,4

Wie der Herr euch vergeben hat, so vergebt auch ihr!

Kolosser 3,13

Viel Verständnis habe ich nicht, wenn sich bei einer größeren und privaten Feier in einem Restaurant 11 Menschen infiziert haben und insgesamt 70 in Quarantäne müssen. Es werden Regelverstöße vermutet. Und auch die große Zahl der Infizierten nach einem Gottesdienst in einer Frankfurter Baptistengemeinde erzeugt ja doch auch eine ganze Reihe von Fragen. Zumal das für die Kirchen mit den gerade wieder möglich gewordenen Gottesdiensten ein Rückschlag sein könnte.

Da ist man doch leicht geneigt, sich zurückzulehnen und den Stab zu brechen. Oder vielleicht sogar zu schimpfen: „Das haben sie jetzt davon. Selbst schuld.“
Und dann diese Tageslosung. Es ist nicht immer so leicht mit dem, was wir im Vaterunser oft genug einfach so mitsprechen. Aber wenn es auch da vorkommt, dann ist die Vergebung ganz bestimmt elementarer Bestandteil unseres Christseins. Und von uns wird sie erwartet, und sie soll mehr sein als die glühenden Kohlen, die man über dem Haupt seines Feindes ausstreut, um ihn oder sie zu beschämen.
Aber, wie hat der alte Pastor von Erwitte immer gesagt: „Es hat uns keiner versprochen, dass dieses Leben einfach ist.“

Meine Suche nach Bildern oder Beispielen hierfür war nur mäßig erfolgreich. Da ist einmal ein Auszug aus einem Liedtext von Reinhard Mey. Damit habe ich früher im Schulgottesdienst gut Vergebung verdeutlichen können. Wer es ganz lesen und/oder hören möchte, einfach Zeugnistag Mey auf YouTube eingeben. (Auch wenn da die Schule nicht so ganz fair behandelt wird. Glücklicherweise wissen seit Corona wieder alle, was sie wert ist und was Lehrerinnen und Lehrer leisten.)
Und dann noch ein Bild zum Umgang miteinander.

Ich hab‘ noch manches langes Jahr auf Schulbänken verlor’n
Und lernte widerspruchslos vor mich hin
Namen, Tabellen, Theorien von hinten und von vorn –
Dass ich dabei nicht ganz verblödet bin!
Nur eine Lektion hat sich in den Jahr’n herausgesiebt
Die eine nur, aus dem Haufen Ballast:
Wie gut es tut, zu wissen, dass dir jemand Zuflucht gibt
Ganz gleich, was du auch ausgefressen hast –
Ganz gleich, was du auch ausgefressen hast!


23. Mai 2020

Tageslosung

Mose sprach: Siehe, ich lege euch heute vor den Segen und den Fluch: den Segen, wenn ihr gehorcht den Geboten des HERRN, eures Gottes, die ich euch heute gebiete; den Fluch aber, wenn ihr nicht gehorchen werdet den Geboten des HERRN, eures Gottes.

5. Mose 11,26-28

Dient dem Herrn Christus! Denn wer unrecht tut, der wird empfangen, was er unrecht getan hat; und es gilt kein Ansehen der Person.

Kolosser 3,24-25

Nach langen Jahren unterwegs in der Wüste ist Israel endlich im gelobten Land angekommen. Mose nimmt das zum Anlass, noch einmal an das zu erinnern, was Gott auf diesem Weg alles für sein Volk getan hat. Und er verlangt von ihnen zum Abschluss eine Entscheidung. Es ist fast so eine Art Vertrag zwischen Gott und den Israeliten: Wenn ihr Gottes Geboten gehorcht, dann wird er Euch segnen, wenn nicht, dann werdet Ihr verflucht.
Entsprechend dazu der zweite Vers: Unrecht wird bestraft werden.

So müsste es sein, denke ich beim ersten Lesen. Das „Müsste“ weist schon auf meine Zweifel hin. Denn heute klingt das für meine Ohren naiv, es klingt nach heiler Welt wie im Märchen, wo alles seinen gerechten Schluss findet. Es klingt blauäugig.
Natürlich wünschen wir uns das so im Leben. Wer Gutes tut, dem soll es im Leben gelingen, es soll ihm gut gehen. Und wer Böses tut, für den soll es übel ausgehen. Aber unsere tagtägliche Erfahrung zeigt uns oft genug etwas anderes:
Die dümmsten Bauern haben die dicksten Kartoffeln.

An dieser Stelle entschuldige ich mich natürlich für meinen Hang zur Vereinfachung. Aber damit lässt sich eben auch vieles einfacher erklären. Genau wie mit dem Spruch:
„Alkohol und Nikotin / rafft die halbe Menschheit hin. / Aber ohne Schnaps und Rauch / stirbt die andre Hälfte auch.“

Da lebt zum Beispiel einer als Nichtraucher und Abstinenzler, bemüht sich auch sonst in jeder Beziehung um ein langes Leben in körperlicher und seelischer Gesundheit, und er stirbt trotzdem plötzlich. Bei einem Flugzeugunglück. Oder an einem anderen Krebs. Was hat ihm dann seine Enthaltsamkeit genutzt? Und da gab und gibt es auf der anderen Seite viele Kettenraucher. Denken Sie zum Beispiel mal an den ehemaligen Bundeskanzler Helmut Schmidt und seine Mentholzigaretten, die so manchen Fernsehmoderator und Weltverbesserer an den Rand der Verzweiflung getrieben haben. Da gab und gibt es also auf der anderen Seite viele Kettenraucher, die sich mit fast hundert Jahren immer noch ihres Lebens erfreuen. Natürlich, die Statistik gewährt den Rauchern zwar nur eine stark verkürzte Lebenserwartung, aber der einzelne Mensch ist ja keine Statistik. Welcher Raucher würde nicht hoffen, so alt zu werden wie Helmut Schmidt?

Alles verkürzt und vereinfacht und kleingekocht, ich gebe es zu. Aber genauso ist es doch auch im Großen, in dieser Welt. Und es ist eben nicht so, wie es die heutige Tageslosung vorgibt.
Diese Frage oder Diskrepanz hat schon die Menschen in den späteren Jahrhunderten des Alten Testaments beschäftigt, nicht zuletzt Salomo, der wegen seiner Weisheit gerühmt wurde. Und der, der ja an sich für alle Weisheit zwischen Himmel und Erde und auf Erden steht, der sagt dazu: Ich habe das hin- und hergewendet, aber eine Antwort auf diese Frage lässt sich nicht finden. Gott ist im Himmel und du auf Erden – mehr lässt sich dazu nicht sagen. Und wohl dem, der dabei dann auch bleiben kann: Gott ist im Himmel! Und der dann sein Gottvertrauen nicht wegwirft, sondern es festhält. Und sei es mit der Hoffnung auf eine letzte Gerechtigkeit. Oder auch nur mit dem Gedanken: Wer weiß, wofür es gut ist. Oder sein wird. Mehr lässt sich dazu nicht sagen, auch wenn wir gerne gerade hier mehr wissen wollten und uns schwer tun, uns damit zu bescheiden.

Und schließlich ist da noch der Satz Jesu: Gott lässt seine Sonne aufgehen über Böse und Gute und lässt regnen über Gerechte und Ungerechte. Das erinnert nicht nur daran, dass es uns ja manchmal auch unverdientermaßen gut geht, es verschafft mir auch eine Überleitung zum Sonnenuntergang von gestern Abend.

22. Mai 2020

Ist nicht Ephraim mein teurer Sohn und mein liebes Kind? Denn sooft ich ihm auch drohe, muss ich doch seiner gedenken; darum bricht mir mein Herz, dass ich mich seiner erbarmen muss, spricht der HERR.

Jeremia 31,20

Als der Sohn noch weit entfernt war, sah ihn sein Vater und es jammerte ihn, und er lief und fiel ihm um den Hals und küsste ihn.

Lukas 15,20

Es ist so eine Sache,, wenn der ausgeloste Vers völlig aus dem Zusammenhang gerissen scheint.
Ephraim, einer der Stämme Israels, steht hier exemplarisch für das ganze Volk. Ein großer Teil der Israeliten ist im Jahre 587 v. Chr. nach Babylon deportiert worden. Die militärische Niederlage gegen die Babylonier, der Zusammenbruch des Landes und auch die Deportation wurden aber nicht nur als Schicksal angesehen, es war auch, so sahen es die Propheten und allen voran Jeremia, die Strafe Gottes, weil sich sein Volk von ihm entfernt hatte.
Und jetzt, im Zusammenhang der Tageslosung, geht es um Rückkehr und Aussöhnung Gottes mit seinem Volk.

Jetzt ist es gute protestantische Regel, auch bei sich selbst nach Schuld und Fehlern zu forschen, wenn etwas schiefgeht, aus dem Ruder läuft oder gar das Leben zusammenzubrechen droht. Aber, um in unserer Zeit zu bleiben, wenn Leute Corona als Strafe Gottes anzusehen, dann kann es das nicht sein. Leser dieses Blogs werden sich daran erinnern, was ich von diesen selbsternannten und oft sadistischen Rachegöttern halte.
Da bin ich ganz froh über den zweiten Vers aus dem Gleichnis vom verlorenen Sohn. Denn in diesem Gleichnis geht es eben darum, dass man zwar von Gott weglaufen kann, dass man aber auch zur Besinnung kommen und sich ändern kann. Und er wird einen mit geöffneten Armen aufnehmen. Oder auch, ich glaube Frau Käßmann hat das immer wieder betont: Man kann nie tiefer fallen als in Gottes Hand. Das gilt auch für unsere Zeit jetzt und ihre noch gar nicht absehbaren Folgen.

Bleibt mir nur noch eine kleine Parallele zur oben angesprochenen babylonischen Gefangenschaft und ihrer angekündigten Aufhebung: Gestern war ein Open-Air-Gottesdienst in Geseke, noch auf Abstand, aber ohne Masken, mit Bläsern und mit Gesang. Und das Geläut unserer Kirche war zu hören, zwar vom Band aber immerhin. Es war wie ein kleiner Vorgeschmack auf die „Befreiung“ von den jetzt auferlegten Zwängen. Man sieht dann manche Dinge ganz neu, darum auch die weiteren Bilder.

21. Mai 2020

Tageslosung

Die ihr den HERRN liebet, hasset das Arge!

Psalm 97,10

Lasst uns wahrhaftig sein in der Liebe und wachsen in allen Stücken zu dem hin, der das Haupt ist, Christus.

Epheser 4,15

Christi Himmelfahrt, unter anderem mit dem Satz: „Siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.“ Oder auch: „Wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen, da bin ich mitten unter ihnen.“ So die Zusage Jesu, und als Christinnen und Christen verlassen wir uns auch darauf. Wie aber ist das, wenn das gleichzeitig geschehen soll, also zur selben Zeit und Stunde in Kapstadt, in Rom und in Erwitte? Erklären oder beweisen lässt sich das nicht. Das soll man darum erst gar nicht versuchen, dann wäre es auch keine Religion mehr. (Kontrolle ist gut, Vertrauen ist besser? Da ist was dran.)
Mir hat die Geschichte oder, wenn sie wollen, das Bild von Christi Himmelfahrt immer geholfen, mit dieser Gleichzeitigkeit seiner Anwesenheit zu rechnen. Und gespürt habe ich das immer noch viel deutlicher in manchen Kreuzgängen, die mit ihren Malereien sagen wollten: Fürchte dich nicht, du bist und bleibst von ihm und seinem Himmel „überdacht“ und umhüllt. Diese Bilder hier und das eine ganz unten sind aus Brixen in Südtirol.

Entscheidender könnte aber noch die sich an Himmelfahrt anschließende Frage sein, wodurch seine Anwesenheit denn zu spüren und abzulesen ist. Für mich ganz einfach: Wenn Menschen, Christinnen und Christen, das tun, was die Tageslosung vorgibt.

Warum dann ausgerechnet Christi Himmelfahrt auch noch als Vatertag gefeiert wird, das entzieht sich meiner Kenntnis. Auch das soll aus Amerika kommen, aber seit Trump sind wir ja in dieser Beziehung sehr skeptisch geworden. Zu Recht, wie ich finde. Aber klar, wenn am Muttertag schon Legionen von Frauen in wilden Horden und mit Bollerwagen voller Alkoholika losgezogen sind, um die Gegend zu verunsichern, dann müssen Väter ja wohl das gleiche Recht haben.
Aber auch wenn man heute diesen Ausflug als Sport in einer 0,3-Liter-Kategorie deklarieren möchte, bei dem unter Beweis gestellt werden muss, dass man auch mit Alkohol ein fröhlicher Mensch sein kann, in diesem Jahr wird es wohl nichts werden. Mir wird es nicht fehlen. Und wenn ich die Auswahl zwischen zwei Zielen hätte, siehe Bild, dann wüsste ich, was ich ansteuern würde.

20. Mai 2020

Tageslosung

Der Gerechte erkennt die Sache der Armen.

Sprüche 29,7

Gott ist nicht ungerecht, dass er vergäße euer Werk und die Liebe, die ihr seinem Namen erwiesen habt, indem ihr den Heiligen dientet und noch dient.

Hebräer 6,10

Nach Golde drängt,
Am Golde hängt
Doch alles. Ach wir Armen!

Bei alles Hochschätzung Goethes, diese Art von Armut ist in der Tageslosung wohl nicht gemeint. Es sei denn, man nimmt diese Zeit zum Anlass, darüber einmal nachzudenken, was wirklich wichtig ist für uns, und was unser Leben arm macht oder bereichert, je nachdem.

Diejenigen, die sich heute – von Reichsbürgern über Impfgegner bis hin zu veganen Köchen – als die Gerechten fühlen und das laut rausposaunen, sind wohl auch nicht gemeint. Denn wenn ich es recht sehe, stehen bei ihnen sie selbst und ihre eigenen Interessen im Vordergrund.

Die Tageslosung erinnert mich darum auch am ehesten an die Liste der Gerechten unter den Völkern. Und das sind Personen, die für die Rettung von Juden während der Zeit des Nationalsozialismus von der israelischen Gedenkstätte Yad Vashem als Gerechte unter den Völkern geehrt wurden. Einer von ihnen, mit der Bekannteste, war oder ist Oskar Schindler. Janusz Korczak gehört auch dazu, nachdem in Gütersloh die Gesamtschule benannt ist.

Zugegeben, es ist alles ein bisschen von den Armen unserer Zeit entfernt. Da sind nicht nur die, die wirklich um ihre Existenz bangen müssen. Da ist auch die seelische Armut, die nicht nur Kinder auf längere Zeit nicht loslassen wird. Und das geht neben zu vielen anderen bis zu denen, die in Einsamkeit verkümmern. Aber auch das ist eben Armut, die Christinnen und Christen nicht übersehen dürfen, wenn die Gerechtigkeit Gottes zum Tragen kommen soll. Wir sollten tun, was wir können.

Erst dachte ich, der heutige Tag als Gedenktag könne mir da noch ein wenig weiterhelfen, aber da bin ich nicht weitergekommen. Zwar wusste ich noch nicht, dass der 20. Mai auch Deutscher Venentag, der Tag des Messens und der Weltbienentag ist. Aber nur mit dem letzten kann ich was anfangen. Denn auch das Sterben von Bienen und anderen Insekten, „ach, die Armen“, hat etwas mit ungerechtem oder falschem Umgang mit unserer Welt zu tun. Um so mehr habe ich mich über den Besuch bei uns im Garten gefreut. Siehe Bild.