Du bist ein Gott der Vergebung, gnädig und barmherzig, langmütig und reich an Güte.
Nehemia 9,17
Sind wir untreu, so bleibt er treu; denn er kann sich selbst nicht verleugnen.
2. Timotheus 2,13
Diese Vergebung wird nötig sein, so oder so.
Vielleicht bei denen, die die ganzen Beschränkungen von vornherein abgelehnt haben, die all die Berichte und Zahlen und Fakten zum Virus als Fake-News verunglimpft haben, denen die Lockerungen jetzt schon nicht weit genug gehen. Und die, ohne es offen zu sagen, darauf setzen, dass das Bessere und Stärkere (und Jüngere?) sich am Ende schon durchsetzt.
Oder muss man bei Vergebung eher an die denken, die das Ganze zu schlimm gesehen haben, die das Land mit restriktiven Maßnahmen ohne Ende und damit auch mit einer gewissen Erstarrung überzogen haben. In der Süddeutschen Zeitung findet sich dazu ein wirklich lesenswertes Interview mit dem Schriftsteller Daniel Kehlmann. Er kritisiert darin recht deutlich die, wie er es sieht, Beamtenmentalität beim Robert-Koch-Institut. Dort handle man wie mit aufgesetzten Scheuklappen und habe nur ein Ziel, nämlich den Virus und damit die Krankheit einzudämmen. Zugleich damit aber würde man viele andere Schäden außer Acht lassen. Und so habe eine Triage schon längst stattgefunden: Die Gesundheit jetzt sei als vorrangig und wichtiger bewertet worden als beispielsweise die die sozialen und seelischen Folgeschäden der Menschen und insbesondere der Kinder, die man von sozialen Leben abgeschnitten habe. (Das ist verkürzt und sicher dadurch auch etwas unzureichend dargestellt. So wie er müsste man schreiben können! Kann ich aber nicht. Das ganze Interview zu lesen ist nicht so leicht, wenn man die Süddeutsche Zeitung nicht hat. Man kann aber in der Suchmaschine <Süddeutsche Zeitung Kehlmann Interview> eingeben, dann ist das zu finden. Zur Zeit noch gegen Gebühr, manchmal lohnt es sich, ein paar Tage zu warten.) Das Interview trägt übrigens den Titel: „Es gibt in Zeiten der Angst eine große Bereitschaft zum Gehorsam“
Vielleicht sollte man aber auch bei Vergebung an all die Kriegsgewinnler denken, die jetzt schon versuchen, Kapital aus der Situation zu schlagen. Und damit meine ich nicht nur die Gauner, die versuchen, übers Internet schon wieder zu betrügen oder abzusahnen, und die meinen Glauben an das Gute im Menschen irgendwann völlig in die Tonne getreten haben werden. Ich erinnere mich auch noch gut an das Verhalten der Firma Adidas zu Beginn der Krise.
Und wenn früher die Geschichte erzählt wurde, dass es in Bauernfamilien üblich war, die Brust schon der Säuglinge mit einem Stein zu beschweren, damit diese aber auch ordentlich das Stöhnen lernen sollten, so frage ich mich doch heute: Woher wussten vor weiß ich wie viel Jahren schon Eltern, dass ihre Kinder mal zu den deutschen Autobauern zählen würden?
Ich tröste mich dann doch lieber mal mit dem zweiten Bibelvers und – da ja die Gottesdienste wieder anfangen sollen – mit zwei Karikaturen, die ich gefunden habe.