Tageslosung
Gott, wir haben mit unsern Ohren gehört, unsre Väter haben‘s uns erzählt, was du getan hast zu ihren Zeiten, vor alters.
Psalm 44,2
Maria setzte sich dem Herrn zu Füßen und hörte seiner Rede zu.
Lukas 10,39
Die Frau, die sich mit einem bewundernden Seufzer vor ihrem Herrn und Meister niederlässt, ihn anhimmelt und jedes seiner Worte aufsaugt. Eine Frauenrolle, wie Männer sie lieben? Insbesondere Kleriker, Konservative und Machos?
Es gehören immer zwei dazu, und ich finde, dass auch zu viele Frauen zu lange ihre Rolle so gesehen und gern und selbstverständlich angenommen haben. Ob „Maria 2.0“ da, zumindest in katholischen Kirche, etwas ändern kann, ist für mich noch offen. Jedenfalls, solch ein Heimchen hat der liebe Gott nicht gemeint, als er dem Adam jemanden zur Seite gestellt hat – nicht zuletzt, weil der das brauchte. Denn wenn Männer immer alles allein machen …
Damit wäre ich mit meiner schon lange feststehenden Meinung zu dieser Rolle der Frau und zu diesem Bibelvers fertig gewesen, wenn ich nicht über ein Wort gestolpert wäre, das in dieser Zeit einen ganz anderen Klang bekommt, wie ich finde: Hören. Zuhören.
Da sind zum einen natürlich die, die gerade jetzt oft genug allein und isoliert bleiben, deren Geschichten niemand hören will und manchmal auch wegen Kontaktsperre nicht hören darf, und die auf unser offenes Ohr angewiesen sind. Oder den Lautsprecher im Telefon. Die brauchen das wie das täglich Brot.
Da sind aber auch die, die nur reden, und die sich gerne reden hören. Und die die anderen zusammenbrüllen. Und die mit ihren oft sehr abstrusen Meinungen, von total egoistisch bis völlig psychopatisch, den anderen und uns die Ohren zudröhnen. Oder uns zulabern. Oder einlullen, oder was sonst noch so auf den Demos am Wochenende los war. Die sehen derzeit endlich ihre Chance gekommen, all das zu sagen, was die wenigsten hören wollen, von Impf-Diktatur bis Weltherrschaft obskurer Mächte, zwischendrin immer wieder Bill Gates als Feindbild. Dass ein FDP-Landesvorsitzender und Ministerpräsident a.D. (aus Dummheit!) da in Thüringen auch noch ohne Abstand und ohne Maske mitmarschiert, passt da auch gut ins Bild. Bei aller und wohl auch teils berechtigten Kritik an den derzeitigen Regelungen, das alles bringt uns nicht weiter, im Gegenteil, das polarisiert und verhärtet.
Aber ich weiß das noch aus eigener beruflicher und oft leidvoller Erfahrung: Die können nicht zuhören, und die wollen es nicht. Die haben es auch nie gelernt, vielleicht, weil ihnen auch früher niemand zugehört hat. Das wäre wenigstens ein Grund. Aber keine Entschuldigung.
Aber von denen würde ich mir wünschen, dass sie sich wenigsten einmal hinsetzten und zuhörten und sich auf einen Dialog einließen. Meinetwegen sogar oder sowieso mit Maria als Vorbild.
Vielleicht können sie es auch nicht, weil sie Angst haben. So eine diffuse Angst um ihr kleines Leben und ihr bisschen Glück, das sie ständig bröckeln sehen. Gepaart das alles mit Unsicherheit und wenig bis gar keinem Selbstvertrauen. Arme Würstchen, wie ich finde. Aber auch die sollten mal das Zuhören lernen, siehe oben. Um darauf zu kommen, dass es noch etwas ganz anderes gibt, was unser Leben und diese Welt trägt und erhält.
Und wem das fromm ist, für die oder den ist hier ein Gedicht von Mascha Kaleko.
Jage die Ängste fort
und die Angst vor den Ängsten.
Für die paar Jahre
wird es wohl noch reichen.
Das Brot im Kasten
und der Anzug im Schrank.
Sage nicht mein.
Es ist dir alles geliehen.
Lebe auf Zeit und sieh
wie wenig du brauchst,
richte dich ein,
und halte den Koffer bereit.
Es ist wahr, was sie sagen:
Was kommen muss, kommt.
Geh dem Leid nicht entgegen.
Und ist es da,
sieh ihm still ins Gesicht.
Es ist vergänglich wie das Glück.
Erwarte nichts.
Und hüte besorgt dein Geheimnis.
Auch der Bruder verrät,
geht es um dich oder ihn.
Den eignen Schatten nimm
zum Weggefährten.
Feg deine Stube wohl,
und tausche den Gruss mit dem Nachbarn.
Flicke heiter deinen Zaun
und auch die Glocke zum Tor,
die Wunde in dir halte wach
unter dem Dach im Einstweilen.
Zerreiss deine Pläne. Sei klug
und halt dich an Wunder,
sie sind lang schon verzeichnet
im grossen Plan.
Jage die Ängste fort
und die Angst vor den Ängsten.
Ein Bild muss ich noch loswerden, seit ich gestern gehört habe, dass Schulen weiter öffnen werden und auch die sogenannten Schulkinder aus den KiTas sich doch noch von ihrer KiTa verabschieden können. (MNB ist wohl die Mund-Nasen-Bedeckung. Ich hätte gut darauf verzichten können, diese Abkürzung zu lernen.)